Lärmendes Klassenzimmer? - Leises Klassenzimmer!

Kennt ihr das? Morgens noch ganz verschlafen torkelt ihr in euer Klassenzimmer und da ist schon mächtig was los – zum Ohren zuhalten! Einer schmeißt mit dem Schwamm, Mädchen kreischen, Jungs krakeelen, knallen Taschen in die Ecke, rücken Bänke und Stühle, rennen, springen, singen, johlen, rufen laut – „Achtung, Herr Meyer kommt!“ - „Fehlalaaaaarm!“ – „Ey, Peter, du Idiot, lass das!“ – „Mensch, seid doch mal leise!“

Mensch, sei doch mal leise?

Das fordern Schüler, Lehrer und die Eltern, wenn es im Klassenraum sehr laut ist. Und natürlich haben sie manchmal auch Recht. Wenn alle lautstark durcheinander reden, versteht keiner etwas und Unterricht wird unmöglich. Aber sehr oft ist das laute Sprechen vieler Menschen nicht der einzige Grund, warum ein Klassenraum so laut ist.

Hallender Raum oder geräumige Halle

Was unterscheidet einen Raum von einer Halle? Viele sagen – ein Raum ist etwas Gemütliches, in dem man sitzen und reden kann. Noch bequemer ist ein Zimmer. Man denkt an Teppiche, Sofa und Kissen. Eine Halle ist ein sehr großer, hoher Raum, der eher wenig gemütlich ist, weil er zum Beispiel kalt ist und – hallt!

Lärmendes Klassenzimmer

Eine Halle ist gut für Konzerte, wenn es im Publikum leise ist und einer vorne singt.

Klassenzimmer sind in vielen älteren Schulen gar keine Zimmer sondern eher Hallen, denn die Räume sind hoch, eher kahl und wenn ihr mal alleine drin steht und ruft, dann merkt ihr, wie sie hallen. Das heißt dann, das Klassenzimmer hat eine Akustik wie eine Halle:

Von den nackten Wänden wird der Schall zurückgeworfen. So bleibt der Schall manchmal noch bis zu 2 Sekunden im Raum, selbst wenn Du gar nicht mehr sprichst. Man spricht dann von der „Nachhallzeit“. Nun stell dir vor, dass alle Worte und Sätze sekundenlang nachhallen, die in einem Raum gesprochen werden. Und stell dir weiter vor, dass darin gleichzeitig viele Menschen sprechen. Alle Worte und Sätze, ihr Lachen und Kreischen und Stöhnen und Husten und Brüllen werden immer noch eine Weile zwischen den Wänden hin und her geworfen – so entstehen Dauergeräusche im Hintergrund, die nicht sein müssten. Das haben wissenschaftliche Untersuchungen zum Beispiel von der Universität Oldenburg oder Messungen vom Staatlichen Schulamt Darmstadt gezeigt. Die Dauergeräusche im Klassenzimmer verursachen dann Hörschwierigkeiten, Kopfschmerzen, und Konzentrationsprobleme, also Stress bei Lehrern UND Schülern – das wissen auch Ärzte schon lange!

Man kann in einem Klassenraum die Akustik so verbessern, dass beim Reden keine Störgeräusche entstehen

Lärmendes Klassenzimmer

Es gibt schon einige Bemühungen von Schulen, Ländern, Eltern und Lehrern, die Akustik in Klassenzimmern zu verbessern.

Mit Schnecke gegen Lärm

Im Bundesland Hessen zum Beispiel macht das Kultusministerium mit Informationsveranstaltungen und Lehrerfortbildungen auf das Problem der schlechten Klassenraumakustik aufmerksam. Auch Schüler können was tun! Schon an Grundschulen werden „Lärm-Scouts“ benannt, die lärmende Klassenzimmer ausfindig machen sollen, deren Akustik -  also vor allem die „Nachhallzeit“ - dann gemessen und hoffentlich verbessert wird.

Das flüsternde Klassenzimmer

Anderswo - wie zum Beispiel an Schulen in Darmstadt - greifen Lehrer, Eltern und Schüler auch schon zu Selbsthilfemaßnahmen und bessern die Klassenzimmer mit „Akustikdecken“ aus – das heißt, man kann spezielle Deckenplatten anbringen, die den Lärm schlucken!

Was kannst du tun?

Vor allem kannst auch Du ein Lärm-Scout werden!

Hör gut hin– wie ist die Akustik bei Dir im Klassenzimmer? Hallt es? Hörst du ein Echo? Hörst Du dich selbst sprechen, wenn du allein im Klassenzimmer bist? Wird es sehr laut, wenn alle sprechen? Sind die Wände nackt und kahl und hoch? Wenn das alles zutrifft, schlag Alarm bei deinen Lehrern und Mitschülern und Eltern und erkläre ihnen, dass man etwas gegen Lärm im Klassenzimmer tun kann, indem man die Akustik verbessert!

Auch kleine Dinge helfen schon. Schlag vor:

  • Filzaufkleber unter die Stühle zu machen, damit sie nicht so über den Boden quietschen
  • Vielleicht Vorhänge an die Fenster zu hängen
  • Pinnwände aus Kork an die Wände zu hängen, statt Bilder an der nackten Wand zu befestigen.

Am besten ist es aber, Böden und Decken zu verbessern – nur ist das etwas, das mit der Schulleitung, dem Schulamt und vielleicht einem Akustiker besprochen werden muss, denn das kostet Zeit und immer auch Geld. Trotzdem: wenn ein Umbau ansteht, wenn das Klassenzimmer oder die Schule sowieso renoviert werden muss – dann: Denk an deine Ohren und mach dich stark für eine bessere Akustik und für ein leises Klassenzimmer!

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Ohren spitzen lohnt sich
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